14. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Evangelium nach Lukas (10,1-9)

 

Die Zeiten haben sich geändert! In der Kindheit von vielen unter uns musste in unserer Nachbarschaft noch jemand erklären, warum er nicht in die Kirche ging. Heute muss jemand in der gleichen Nachbarschaft erklären warum er noch geht. Verschwindet der Glaube an Gott?

 

Es fällt vielen Menschen schwer, an Gott zu glauben. „Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn“, sagt ein Schriftsteller. Er muss eine Ahnung davon haben, dass Gott jemand sein könnte, der ihm gut tun würde. Sonst würde er ihn kaum vermissen. Die wenigsten Nichtgläubigen sind echte Religionsfeinde. Aber sie leben durchaus selbstbewusst ohne Gott und ohne Kirche. Nur an bestimmten Stellen ihres Lebens suchen sie den Kontakt, oder nehmen Bräuche und Traditionen auf, die ihnen helfen bestimmte Situationen zu deuten oder zu feiern, wie die kirchliche Trauung, die Taufe, das kirchliche Begräbnis. das Weihnachtsfest.

 

Warum gelingt es den gläubigen Christen heute so wenig, dieses Gefühl vieler Menschen aufzugreifen und ihnen zu zeigen, Gott ist da und der Glaube an ihn macht das Leben reicher? Er ist für uns und für unser Leben wichtig, das Leben erfährt durch den Glauben an Gott und die Beziehung zu Gott Sinn? Ist in unserer Lebensweise zu wenig deutlich, dass diese Liebe Gottes zu uns, das Ja Gottes zu uns, dieses sich von ihm angenommen wissen, unser Reichtum ist? Ist unser Glaube an Gott in unserem Leben, in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen zu wenig oder nicht für andere erfahrbar? Es wäre doch Aufgabe von uns Christen zu zeigen, "dass Gott da ist" und dass das Leben durch den Glauben reicher ist. Hat Jesus uns nicht dazu beauftragt?


Im Evangelium hörten wir, wie
Jesus seine Jüngerinnen und Jünger darauf vorbereitet zu den Menschen zu gehen. Seine Botschaft vom Reich Gottes, dass Gott für uns da ist und dass es dadurch für die Menschen Frieden und Verständnis, Liebe und Freude geben kann, soll weitergegeben werden und soll die Menschen dazu einladen. „Friede diesem Haus “ ist der erste Gruß, den sie aussprechen sollen. Ein Kern christlicher Botschaft.

 

Aber Jesus macht ihnen nichts vor: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe.“ Es ist nicht immer einfach, diese Botschaft weiterzusagen. Scheitern ist möglich, man muss mit Ablehnung rechnen, ja sogar mit Anfeindung. Ohne Machtmittel und nur mit dem Notwendigsten ausgerüstet sollen die Jünger in eine Welt gehen, die sie ablehnt und verfolgt. Aber gerade im Verzicht auf Macht und Besitz wird sich die Kraft der Botschaft erweisen. Leider hat die Kirche das im Laufe der Jahrhunderte oft vergessen.

 

Die Jünger dürfen sich nicht materiell absichern mit Geld und Vorräten. Sie sollen ihre Sendung nicht verzetteln durch ewige Diskussionen, wo am Schluss über alles und nichts geredet wurde. Über wie viele unwichtige Dinge reden wir mit den Mitmenschen?

 

Weiterhin geht es in der christlichen Verkündigung darum, Kranke zu heilen, für Menschen da zu sein. Die Caritas gehört wesentlich zur christlicher Verkündigung und mündet darin, dass das Reich Gottes für die Menschen nahe, spürbar ist.

 

Wir haben also von Jesus einen Auftrag bekommen. Wir sollen, jeder in seiner Art, versuchen, mit unseren Mitmenschen gute Beziehungen aufzubauen. Wo Güte und Liebe sind, wo wir Freundschaft pflegen, da ist Gott. Ohne Gott und ohne Glauben wäre unsere Welt ärmer. Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.

 

Ein Dichter hat es so formuliert:

Beweise mir, dass es Gott gibt.

Du hast Chancen, mich zu überzeugen.
Nicht durch Wortschwall, durch Pathos, nicht durch gl
änzende Organisation,

nicht durch jahrhundertealte Bauwerke,

nicht durch Orgelmusik, durch Kirchenchöre,

nicht durch scharfsinnige Glaubensgespräche,

nicht durch soziale Leistungen.

Nur deine Wahrhaftigkeit und Liebe können mir beweisen, dass es Gott gibt.

 

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